Digital Politics: Träumen, denken, nachhaken

Aleksandra Sowa, Yasmin Berkenbrink von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Alexander Vogt, Katharina Nocun und Moderator Marcus Richter (v. l. n. r.).

Die bequeme und undurchsichtige digitale Welt macht uns mündig und unmündig zugleich. Diese These vertritt die Datenschutz-Spezialistin Aleksandra Sowa in ihrem Buch „Digital Politics – So verändert das Netz die Demokratie“, das sie im Rahmen der gleichnamigen Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung am 15.05.2018 in Düsseldorf vorstellte. Mit Alexander Vogt und der Publizistin und Bloggerin Katharina Nocun diskutierte sie anschließend darüber, wie die Digitalisierung unsere Demokratie verändert und welche Verantwortung sowohl die Politik als auch jeder einzelne von uns trägt.

Mit zahlreichen Beispielen untermalten die Podiumsteilnehmer anschaulich, welche politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen die Digitalisierung mit sich bringt. Katharina Nocun, Autorin des Buchs „Die Daten, die ich rief“, beschrieb, wie Großkonzerne wie Google und Facebook unsere Unmengen an Daten nutzen, um uns durch Empfehlungen und gefilterte Informationen zu beeinflussen. Umso wichtiger seien daher nicht nur ein umfassender Datenschutz wie durch die aktuelle Datenschutzgrundverordnung der EU, sondern auch eine fundierte Medienkompetenz, die bereits in der Schule beginnen müsste, ergänzte Alexander Vogt.

Andererseits argumentierte Aleksandra Sowa, dass die Digitalisierung auch große Potenziale berge: mehr Partizipation durch digitale Bürgerbewegungen und neue Aktionsformen. So bestehe die Möglichkeit, politische Veränderungen mitzugestalten. Außerdem stellte sie die Überlegung in den Raum, welche Rolle Roboter in Zukunft für eine rationale politische Entscheidungsfindung einnehmen könnten.

Auch potenzielle gesellschaftliche Veränderungen nahm die Veranstaltung in den Blick: Alexander Vogt zeigte auf, dass Fitness-Uhren oder Daten, die Autos über unser Fahrverhalten sammeln, unsere aktuellen Solidarsysteme gefährden könnten, beispielsweise wenn der Versicherungsbeitrag individuell ermittelt werde. So hätten Hebammen, die häufiger nachts schnell zu einem Einsatz fahren müssten, das Nachsehen, weil sie aufgrund dieser beiden Risikofaktoren einen erhöhten Versicherungsbeitrag zahlen müssten.

Moderator Marcus Richter bezog das Publikum während der gesamten Veranstaltung in die Diskussion mit ein und die Themen reichten von Regelungen zum Datenschutz in den neuen Polizeigesetzen der Länder bis hin zu den Möglichkeiten digitaler Bildung in Schulen. Am Ende stand das Fazit „träumen, denken, nachhaken“: auch Entwicklungen in Erwägung ziehen, die sich heute noch niemand erträumen würde, das eigene Gehirn einschalten und sich nicht allein auf Computer verlassen und Themen direkt an Politiker herantragen und ruhig nach einer Woche mal nachhaken.