Eine entfleuchte Kobra hält Herne weiter in Atem: Jetzt mehren sich Forderungen nach strengeren Auflagen für private Halter potenziell gefährlicher Tiere.
Noch immer gibt es keine Spur von der Kobra, die vermutlich am Sonntag aus dem Terrarium eines privaten Halters in Herne entwischt war. Rund 30 Mieter mussten ihre angrenzenden Wohnungen räumen – sie warten seitdem in Ausweichquartieren darauf, dass die Schlange endlich eingefangen wird. Die Wut auf Leichtsinn und Unachtsamkeit im Umgang mit für den Menschen gefährliche Tiere ist groß.
„Ich persönlich bin gegen die Haltung sehr gefährlicher Tierarten in Wohnungen oder Häusern“, sagte Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Dienstag. Bisher gelten im bevölkerungsreichsten Bundesland für die Haltung wildlebender Tiere in Privathaushalten kaum Vorgaben, solange Artenschutz-Regeln erfüllt werden. „Besonders gefährliche und hochgiftige Tiere gehören nicht in Privatwohnungen“, findet auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Norwich Rüße. Für potenziell tödliche Tiere wie Giftschlangen, Skorpione, Krokodile oder Raubkatzen solle ein Haltungsverbot gelten. „Ich werde mich auf Landesebene dafür einsetzen, dass die Haltung giftiger Tiere in Nordrhein-Westfalen verboten wird“, kündigte der Herner SPD-Landtagsabgeordnete Alexander Vogt an.
SPD und Grüne hatten bereits 2014 – damals als Regierungsfraktionen – ein Gefahrtiergesetz angestrebt. Der Vorstoß war aber vor allem am Widerstand der Kommunen gescheitert. NRWs Umweltministerin Heinen-Esser sagte, ihr Ministerium prüfe jetzt „die bestehenden rechtlichen Vorgaben und potenziell weitergehende Regelungen, eventuell auch eine Bundesratsinitiative“. Die Ministerin verwies einerseits auf die Gefährlichkeit der Tiere, zudem habe sie „Zweifel, ob die Haltung solcher Tiere in Wohnungen art- und tiergerecht ist“. Grünen und SPD zufolge soll es neben dem Haltungsverbot für besonders gefährliche Tiere auch Regelungen für gefährliche Tiere geben, die Menschen zwar nicht töten, aber verletzen können – etwa Schnappschildkröten oder Vogelspinnen. Für sie soll eine Anzeigepflicht eingeführt werden.
Der mutmaßliche Halter der Kobra soll weitere 20 Giftschlangen in seiner Wohnung beherbergt haben. Dem Mann wurde die Haltung der Tiere bis auf Weiteres untersagt. Einsatzkräfte der Polizei und der Feuerwehr legten Mehl und beidseitiges Klebeband in den Häusern aus, um im Falle einer Rückkehr des Tieres Kriechspuren zu finden. Bei der Schlange handelt es sich laut Schlangenexperte Roland Byner um eine hochgiftige Monokelkobra. Sie soll zwischen 1,40 Meter und 1,60 Meter lang sein und einen Durchmesser von sechs Zentimetern haben. Ein Biss sei lebensgefährlich, sagte Byner.
ala/dpa