In der Podiumsdiskussion „Die Zukunft des Lokaljournalismus – Gemeinsame Herausforderungen und konstruktive Antworten“ am 10. November 2020 warf die Friedrich-Ebert-Stiftung die Frage auf, welchen Beitrag zum Gemeinwohl und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt der Lokaljournalismus zu leisten vermag. Alexander Vogt stellte aus politischer Perspektive verschiedene Modelle und Szenarien vor, wie der Lokaljournalismus dieser Aufgabe auch in Zukunft noch gerecht werden kann.
Die Zeitungslandschaft steht vor gewaltigen Umbrüchen. Besonders eindrücklich zeigen sich diese Auswirkungen im Lokalen: Die Auflage der großen regionalen Verlagshäuser geht seit Jahren rapide zurück, gleichzeitig differenziert sich das digitale Medienangebot immer weiter aus, ohne dass jedoch entsprechende Finanzierungsmodelle schon eine tragfähige Grundlage bilden. In Zeiten von Online-Medien gibt es also weniger ein Leserschwundproblem, sondern vielmehr ein Geschäftsmodellproblem, so die These von Moderatorin Dr. Sarah Brasack vom Kölner Stadt-Anzeiger.
Zu Beginn der Veranstaltung hielt Prof. Dr. Maren Urner von der Kölner Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft einen Impulsvortrag, in dem sie forderte, dass Journalismus sich nicht nur in erster Linie darauf fokussieren sollte, Skandale aufzudecken, sondern in konstruktivem Sinne auch Lösungsansätze behandeln und Einordnung schaffen sollte. Nur so könne der gesellschaftliche Zusammenhalt gefördert werden.
Ralf Heimann vom lokalen Online-Medienprojekt RUMS Münster, das seit Anfang 2020 Zusammenhänge und Hintergründe über Politik, Wirtschaft, Kultur oder Ökologie in Münster aufschlüsselt, zeigte auf, wie Lokaljournalismus auch über klassische Lokalzeitungen hinaus erfolgreich funktionieren kann. Bevor etablierte lokale Medien jedoch komplett wegfallen, plädierte er in der Diskussion dafür, auch staatliche Förderungen in Erwägung zu ziehen.
Dabei sei es wichtig, staatliche Unabhängigkeit zu bewahren, ergänzte Alexander Vogt. Er sprach sich darüber hinaus für weitere Modelle, wie die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von Journalismus oder ein Stiftungsmodell aus, das u. a. auch von privaten Geldgebern finanziert werden könne. Journalismusfinanzierung durch globale Player wie Google, die mit ihrer Google News Initiative neue Abhängigkeiten schaffen, sah er hingegen kritisch. Damit Lokaljournalismus zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen könne, sei zudem ein eigenes Schulfach Medienkompetenz, digitaler Verbraucherschutz und Demokratie sinnvoll, um jungen Menschen die Relevanz des öffentlichen Diskurses näherzubringen, erklärte Alexander Vogt.
Der gesamte Videomitschnitt ist online unter https://www.fes.de/medienpolitik/lokaljournalismus abrufbar.
Foto: Ole Radach